Stifters Gunflints Aquafortis für Ahornschäfte. Aquafortis ist die lateinische Bezeichnung für „starkes Wasser“ und besteht aus in Salpetersäure und HCL-Protonen aufgelöstem Eisen. Für die Verarbeitung von Aquafortis werden daher Schutzhandschuhe aus Gummi empfohlen! Die Lösung färbt das Holz durch Oxidation der darin enthaltenen Gerbsäuren. Beim Beizen von Streifenahorn nehmen die weichen Stellen des Holzes mehr an Beize auf und werden entsprechend dunkel gefärbt. Die harten Stellen im Holz bleiben heller. Nach dem Beizen, Porenversiegeln und dem Finish wirkt das Streifenahorn erst richtig und man glaubt, zentimetertief in das Holz sehen zu können.
Vorbehandlung des Schaftholzes
Vor dem Beizen muss das Holz bereits den Endschliff erhalten haben und darf keine feinen Kratzer oder Schleifspuren erkennen lassen. Danach empfiehlt es sich, mindestens zweimal kurz mit einem gut nassen Schwamm zu wässern, mit einem Heißluftföhn und mäßiger Hitze das Holz trocken föhnen, wodurch sich die Holzfasern nochmals aufrichten und mit feinem 320er Schleifpapier abgeschliffen werden.
Aquafortis ist eine stark wirkende Beize. Wie bei jedem Beizen von Holz sollte die Beize zunächst in verdünnter Form an einer kleinen Stelle des Schaftes ausprobiert werden. Die Bilder im Onlineshop zeigen die Wirkung von Aquafortis in verschiedenen Stärken an einem aus einem Stück Streifenahorn geschnittenen Brett. Dieses Brett wurde nach dem Beizen nur einmal mit Öl eingerieben und zeigt noch nicht die „Tiefe“ des Holzes.
„Aquafortis 100 %“ = Lieferstärke. Die weiteren Proben wurden mit Aquafortis gebeizt, das schrittweise mit destilliertem Wasser verdünnt wurde. Aquafortis 25% = 25% Aquafortis, Aquafortis 50% = 1:1 mit destiliiertem Wasser und 75% = 1 Teil Aquafortis zu 3 Teilen destilliertes Wasser.
Durch Aquafortis werden die Holzfasern ebenfalls nochmals aufgerichtet. Aquafortis vor dem Gebrauch gut schütteln, mit einem Pinsel gleichmäßig auf alle später sichtbaren Oberflächen aufgetragen und trocknen lassen. Hierbei brauchen die später von Beschlagteilen, Schloss oder Lauf verdeckten Bereiche des Schaftes nicht gebeizt zu werden, was dem Arbeitsmodus der frühen Büchsenmacher entspricht. Die Beize gibt dem Holz zunächst eine gelb-grüne Färbung und wird erst durch die Zuführung von Hitze „aktiviert“. In früheren Zeiten wurde dazu eine rotglühende Eisenplatte in dichtem Abstand über das Holz geführt. Heute übernimmt diese Aufgabe eine in pendelnden Bewegungen über das Holz geführte Heißluftpistole, die eine besser kontrollierbare Hitzezufuhr ermöglicht. Durch die Hitze reagiert die Beize und die zunächst grünliche Farbe schlägt in ein helles und bei weiterer Hitzezufuhr in ein tiefdunkles Braun um.
Wird zu wenig Hitze zugeführt, so behält der Schaft an dieser Stelle einen leichten Grünton. In diesem Fall sollte das Holz erneut erhitzt werden. Der Schaft kann auch mehrfach mit Aquafortis eingepinselt und erhitzt werden. Viele Büchsenmachen haben früher eine Aquafortis Behandlung des Schaftholzes gemacht und den Farbton anschließend noch mit einer Alkoholbeize verändert. Durch die Aquafortis Beize entsteht ein Farbton, der von einem tief leuchtenden Goldton (hartes Holz) bis zu tiefbraun (weiches Holz) reicht.
Besondere Sorgfalt sollte auf die Behandlung von Kanten am Schaft gelegt werden, da der Heißluftstrom dort mit besonderer Intensität einwirkt und der Farbton schnell zu dunkel wird. Einige Büchsenmacher gehen nach dem ersten Durchgang des Beizens und Erhitzens hin und pinseln den Schaft erneut mit Aquafortis ein, lassen es eintrocknen und pinseln den Schaft anschließend mit Brennspiritus ein. Danach erfolgt sofort wieder das Erhitzen mit dem Heißluftföhn. Durch den Brennspiritus dringt die Hitze gleichmäßiger und tiefer in das Holz ein. Gleichzeitig schützt die besser verteilte Hitze hervorstehend Verschneidungen und Kanten besser davor zu dunkel zu werden.
Eine weitere Methode ist es, nach dem letzten Auftragen von Aquafortis das getrocknete Holz mit Leinölfirnis einzupinseln und mit der Heißluftpistole zu erhitzen. Leinölfirnis schützt die Kanten / Verschneidungen und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung der Hitze.
Nach dem Beizen können die behandelten Bereiche mit in Wasser aufgelöstem Sodium Bicarbonat (Backpulver) abgewaschen und neutralisiert werden (500g beim DM Markt für 1,00 Euro). Hierzu werden einfach 2 Tütchen Backpulver in 200ml warmem Wasser aufgelöst und der Schaft damit abgewaschen. Ohne dieses Neutralisieren kann durch die Einwirkung von Sonnenlicht mit der Zeit der Farbton des Schaftes nachdunkeln und im Schaft liegende Metallteile aus Messing/Neusilber angegriffen werden. Im Vergleich zu alkohol- und wasserlöslichen Beizen erreicht man bei Ahornschäften mit Aquafortis eine unvergleichbare „Tiefenwirkung“. Hiermit gebeizte Hölzer erscheinen oft dreidimensional, wobei die dunklen Streifen in einem tief leuchtenden Goldton zu schweben scheinen. Selbst bei „einfachen Schaftqualitäten“ erreicht man mit Aquafortis oft erstaunliche Ergebnisse. Nach dem Neutralisieren und Trocknen werden aufgerichtete Holzfasern mit 0000-Stahlwolle abgeschliffen und das Finish aufgebracht. Hierzu eignet sich ein traditionelles handgewischtes Ölfinish –Wahkon Bay TRU COAT- oder auch ein modernes Schaftfinish.
Meine persönliche Empfehlung: Beizen mit einer 50%igen Lösung von Aquafortis und die
Anwendung von Leinölfirnis vor dem Erhitzen.
Kennzeichnung gemäß Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 [CLP/GHS]
Signalwort: Gefahr
EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanweisung einhalten.
Gefahrenhinweise für Gesundheitsgefahren
H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
H411 Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
Sicherheitshinweise
Allgemeines
P101 Ist Ärztlicher Rat erforderlich, Verpackung oder Kennzeichnungsetikett bereithalten.
P102 Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen.
Prävention
P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen.
Reaktion
P301 + P330 + P331 BEI VERSCHLUCKEN: Mund ausspülen. KEIN Erbrechen herbeiführen.
P303 + P361 + P353 BEI KONTAKT MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle beschmutzten Körperteile und Kleidungsstücke sofort mit Wasser und Seife abwaschen.
P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
P313 Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen.
Lagerung
P405 Unter Verschluss aufbewahren.
Entsorgung
P501 Inhalt/Behälter Recycling zuführen.